younion: Hören Sie auf das Kindergarten-Personal, Herr Minister!
Keine Ratschläge aus dem ministeriellen Elfenbeinturm, kommen Sie vor Ort!
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat sich zu den Kindergärten in der momentanen Corona-Krise geäußert – und für großen Unmut beim Personal gesorgt. So richtete er etwa aus, dass Kinderbetreuungseinrichtungen „wie gewohnt“ weiterlaufen sollen. Er gab auch den Ratschlag, in den Garten zu gehen: „Elementarpädagogen seien es gewohnt, viel Zeit mit den Kindern im Freien zu verbringen, das sollen sie auch weiterhin tun.“
Für Judith Hintermeier, selbst Pädagogin und Bundesfrauenreferentin in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft grenzen die Ratschläge an Verhöhnung: „Das sind Tipps aus dem ministeriellen Elfenbeinturm. Minister Faßmann scheint keine Ahnung zu haben, was sich zurzeit abspielt. Warum redet er nicht einfach mit dem Personal? Ich kann gerne Kontakt zu vielen KollegInnen herstellen, die ihm die momentane und völlig chaotische Lage erklären.“
Für einheitliche Regelungen sorgen!
Indirekt gab Minister Heinz Faßmann auch zu, sich gar nicht so richtig für Kindergärten verantwortlich zu fühlen. Er verwies auf die Zuständigkeit von Ländern und Gemeinden. Judith Hintermeier: „Minister Faßmann scheint noch nicht bemerkt zu haben, dass wir uns in einer Krise befinden, da kann man nicht Verantwortung abschieben. Er muss für einheitliche Regelungen sorgen. Und das sofort!“
Auch für Christian Meidlinger, Vorsitzender der younion _ Die Daseinsgewerkschaft, ist das Davonstehlen aus der Verantwortung nicht tolerierbar: „Wir fordern bereits seit Jahren, dass es einheitliche Bestimmungen für Kindergärten gibt. Genau das hätte uns in der jetzigen Krise sehr geholfen. Jetzt muss der Minister Gas geben und nicht die Kompetenz-Handbremse ziehen!“
Mitsprache gefordert!
Dabei gibt es bereits ein Gremium für einheitliche Regelungen, denn das Regierungsprogramm sieht einen Beirat für Elementarpädagogik vor. Judith Hintermeier: „Der erste Punkt der Tagesordnung muss die einheitliche Corona-Regelung sein. Wir erwarten bereits eine Einladung in den Beirat, denn es kann nicht sein, dass das Personal darin nicht zu Wort kommt. Denn was das heißt, erkennt man an den aktuellen Äußerungen des Ministers.“
Judith Hintermeier mit einem Nachsatz in ihrer Funktion als Bundesfrauenreferentin: „Ich möchte nicht kleinlich sein, aber wenn Minister Faßmann von ‚Elementarpädagogen‘ spricht, sollte er auch die weibliche Form wählen, denn es sind vor allem Frauen in diesem Beruf. Außerdem gibt es nicht nur Pädagoginnen und Pädagogen in den Bildungseinrichtungen, die hervorragende Arbeit leisten.“